Statement zu meiner künstlerischen Arbeit:

Eigentlich wollte ich schon sehr bald Filme machen, fühlte mich dazu aber nicht imstande, da ich am liebsten immer allein gearbeitet habe. Seit ca. vier Jahren endlich wage ich es doch und mache Filme. Allein. Aber nicht alleingelassen! Viele Menschen begleiten mich, helfen mir und inspirieren mich auf diesem Weg!

Als Malerin wollte ich Filme machen. Als Filmemacherin „male“ ich wieder. Ich gestalte Bilder, die sich bewegen. Diese (Bewegt-) Bilder scheinen alle um ein Thema zu kreisen. Ich suche oder taste mich vorsichtig an etwas heran. Vorsicht ist deshalb geboten, weil dieses Etwas hoch empfindlich ist. Sehr anfällig und womöglich schmerzhaft. Dieses Herantasten ist mit einer schrittweisen Offenlegung meiner innersten physischen und psychischen Zustände verbunden.

Meinen Körper begreife ich als Analogie zur ganzen Welt. Unsere „Welt“, ein rational für mich nicht fassbarer Begriff, ist ständig in Bewegung, fließt, zerstört sich, wächst, schrumpft, verändert ihre vielfältigen Formen. Mein Organismus, mein Blut, meine Zellen stehen auch nie still, so wenig wie meine Gedanken, Erinnerungen, Empfindungen und Emotionen. Nervenbahnen und Adern  transportieren wie Flüsse oder Stromkabel „Saft“ und Energie. Diese Energie verursacht Schmerzen oder belebt. Sie sorgt dafür, dass sich alles weiterbewegt. Ohne Gnade!

Die Auseinandersetzung mit meiner Existenz, meinem Körper, meinem Geist und meiner Vergänglichkeit ist gleichzeitig eine mit der ganzen Welt. Dieses „da sein (müssen?)“ ein Mysterium.

Meine physischen und psychischen Zustände halten mich ständig auf Trab und verlangen nach Ausdruck. Worte werden nie reichen! Diese sind nur ein kleiner Teilbereich. Oder eine Lüge…

Ich beobachte mich und diese inneren Vorgänge ständig. Registriere die tägliche Sehnsucht nach…? Stillstand vielleicht? Will ich den Schmerz und die Trauer lindern? Will ich die Leere füllen? Will ich an ein Ziel kommen? Oder mich von der Angst befreien? Was aber dann???

Mich beschäftigen einerseits physische Themen, wie zum Beispiel die menschliche Haut als Grenze vom Innen zum Außen. Als Gefäß unserer meist flüssigen Substanzen. Sie hält uns zusammen. Sie ist auch Organ. Sie muss viel aushalten. Wir müssen in ihr „stecken“ und kommen aus ihr nicht raus.

Oder unsere inneren „Leitsysteme“, welche Blut, Energie oder Geist (?) befördern. Sie durchziehen unseren Körper wie die Flüsse und (Energie-)Ströme unseren Planeten.

Andererseits suche ich eine Verbindung mit dem „Außen“. Mit der sogenannten „Natur“ und warum sie so in Erscheinung tritt wie ich sie wahrnehme. Oder mit anderen Menschen. Deren Energie und Gedanken. Ihren „Seelen“ vielleicht…?

Jedes kleinste Zucken des Körpers, jeder Blick, jede Geste, alles erzählt ununterbrochen. Meist unbewusst und fast immer Anderes als es Worte je könnten! Mich interessiert vor allem das Unausgesprochene, das Abwesende. IMMER!

Die Kamera, durch die mein Auge blickt, fungiert dabei wie ein Seismograph der dieses Unausgesprochene aufzeichnet. Unwiederbringliche Momente festhält. Die Filme sind Zeugnis geheimnisvoller Prozesse.

Gudrun Fürlinger 2020